Montag, 2. Juni 2014

Teil 6: Der Yangtse, Shanghai


Der Yangtse

Der letzte Teil unserer Reise ist eine 3-tägige Schiffahrt auf dem Yangtse.
Ich erlebe diese Schiffahrt eher als sehr interessant denn als "schön" im eigentlichen Sinn.



Der Yangtse ist 6500 km lang, davon fahren wir knapp 700 km mit dem Schiff. Unsere Schiffsstrecke von Chongqing bis nach Yichang ist genau jener Teil des Flusses, der durch den mächtigen 3-Schluchtenstaudamm vor ca. 10 Jahren gestaut wurde, d.h. wir fahren die 700 km auf einem riesigen Stausee.

Fehlstart.
Bei unserer Ankunft spätabends in Chongqing vernehmen wir, dass wegen zu tiefem Wasserstand grosse Schiffe hier nicht anlegen können. D.h. wir werden noch 3 h lang per Bus zu einer anderen Anlegestelle in Fengdu weiter flussabwärts gefahren.



Der tiefe Wasserstand sei normal zu dieser Jahreszeit, es fehlen etwa 20 m bis zur Vegetationsgrenze.
Nicht eben fotogen ist das, auf der ganzen Reise dieser Geröll-Rand - aber das ist in diesem Zusammenhang nun wirklich das allerkleinste Problem!

Beim Bau der Staumauer vor ca. 10 Jahren wurde ein riesiger Lebensraum und Existenzgrundlage geflutet. 1,3 Millionen Einwohner mussten auf diesen 700 km umgesiedelt werden.
Genauer: an erhöhter Lage am Flussufer wurden ganze neue Städte aus dem Boden gestampft.

Hier z.B. das neue Fengdu, und es hat noch zahlreiche weiterer solcher neuer Städte mit rund 100'000 Einwohnern am Ufer des Yangtse.


Von der gesamten immensen Investition für den Kraftwerksbau wurde offenbar knapp die Hälfte für die Zwangsumsiedelung eingesetzt.

Wir erfahren von unserem lokalen Führer in Wushan Interessantes: Er selber hat auch seine Heimat in den Fluten verloren. Doch sagt er, es gehe jetzt "allen Leuten viel besser", statt 50 m2 in einem alten Haus bewohne er jetzt 150 m2 in einem neuen Hochhaus. Bei der Umsiedelung wurde der Wohnraum von der Regierung 1:1 unentgeltlich in einem Neubau zur Verfügung gestellt, d.h. der Mann erhielt 50 m2 gratis und musste noch 100 m2 selber erwerben.
Alle Strassen, Geschäfte und Schulen seien jetzt viel besser als im alten Wushan, er ist stolz auf die Entwicklung, auf die neuen grossen Brücken...







....und demnächst werde in Wushan sogar ein Flughafen eröffnet.









Er wirkt in seiner Erzählung glaubwürdig.
Vermutlich hat die jüngere Generation diese Zwangsumsiedlung teilweise als Chance mit besseren Zukunftsaussichten geschafft.

So steht es jedenfalls auch in einem Buch über den Staudamm, allerdings ist der Propagandacharakter des Buchs unübersehbar:




















Hier noch ein Bild vom alten Wushan, ebenfalls aus einem Buch:


... hier das neue Wushan: ...


....  und hier schliesslich auch noch ein Bild des alten Wushan heute....

















Doch - wir sind hier in China und wir haben Zweifel, wie frei sich ein Touristenführer zu diesem Thema äussern kann.
Später, anderswo, erfahre ich bei gezielter Nachfrage, dass diese optimistische Darstellung natürlich nur die halbe Wahrheit ist.

Es gibt auch Verlierer, und zwar nicht wenige!


Diese einfachen Bauern (Bild wieder aus dem Buch) gehören mit Bestimmtheit zu den Verlierern. Sie konnten kaum in den Neubauten Fuss fassen, wurden dann wohl als Wanderarbeiter in die Grossstädte versetzt, wo sie gänzlich ohne Rechte ein kümmerliches Dasein fristen dürften.

Genug jetzt mit diesen Gedanken.


In Wushan steigen wir in kleinere Boote um und fahren zu engen Schluchten in einem Seitenarm des Yangtse.



Hier nochmal 2 Bilder aus einem Buch, wie diese Schluchten früher ausgesehen haben... :


 
...  und nun heute bei unserem Besuch:



Mitten in der Nacht erreichen wir den Staudamm und queren ihn in den 5 Schleusen à je 22 m Höhendifferenz, dies dauert etwa 4 Stunden.



Am folgenden Tag können wir das Stauwehr bei Tag besuchen:
Hier die Zweiweg-Schleusenstrasse...


... und der Staudamm mit einer Länge von 2,3 km.


Am besten sieht man das ganze Werk auf einem Modell im Besucherzentrum:


Links der Damm, rechts die zwei Schleusenstrassen, in der Mitte das neue Schiffshebewerk, sozusagen ein Lift, gegenwärtig noch im Bau. Hier werden kleinere Schiffe in einem Wassercontainer direkt die 110 m nach oben gehoben, dies dauert dann nur noch etwa eine halbe Stunde.
"Kleinere" Schiffe meint hier bis 3000 Tonnen - zum Vergleich: das grösste Thunerseeschiff, die MS Oberland, hat 500 Tonnen.



Shanghai

Shanghai, die westlich anmutende Weltstadt, eine Stadt für schöne Impressionen und farbige (nächtliche) Bilder.

Zunächst geht's auf eine Stadtrundfahrt.




Wir besteigen resp. lassen uns hochhieven auf das mittlere dieser 3 Hochhäuser:


Mit dem Lift geht's in 40 Sekunden ins 90. Stockwerk, 340 m hoch.

Einmal im Leben auf Wolkenkratzer hinunterschauen:


Aber Ueberheblichkeit ist fehl am Platz: gleich nebenan wird zuoberst noch am Shanghai Tower gebaut, dem mit 630 m dritthöchsten Gebäude der Welt.





Shanghai im Abendlicht - bald geht die einmalig schöne Beleuchtung los, die wir von einem Schiff aus bewundern werden.






Wir besuchen dann auch noch die Altstadt mit der lebhaften Fussgängerzone:




Hier geht nicht etwa ein Töffli in Flammen auf, sondern die Frau brät auf dem Gepäckträger irgendwelche Würste zum Verkaufen.








Allerletztes Bild einer wunderschönen Reise - adieu Shanghai, adieu China, adieu Russland!






Damit ist mein Reisebericht beendet.

Wer auch noch an ein paar persönlichen Gedanken zu diesem Reiseerlebnis interessiert ist, findet diese im nächsten Post:



Link:  Teil 7: Abschliessende Gedanken


Ich bedanke mich fürs Lesen und fürs Interesse!

 


(zurück zu:  mittwochstouren14.blogspot.com)

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