Montag, 2. Juni 2014

Teil 5: Städte Peking, Xi'an


Ueber Peking und die anschliessende einwöchige Reise durch China schreibe ich nicht mehr chronologisch, sondern punktuell, ich erzähle eher ein paar persönliche Eindrücke und Erlebnisse.

Leider gibt es, wie gesagt, kaum mehr farbige Bilder, der Himmel ist immer dunstig und trüb, wahrscheinlich auch smogbeladen. Doch merke ich beim Atmen nichts Besonderes, ich habe zwar Gesichtsmasken dabei, aber es trägt kaum jemand eine, also lasse ich es auch bleiben.

Erste Eindrücke von Peking: Riesige Stadt, wir fahren wohl eine halbe Stunde lang durch die Vororte.


Die nächsten Eindrücke: Sehr moderne, pulsierende Stadt, mächtige Verkehrswege, und trotzdem viel Stau...


... und ein Gewimmel von Leuten, die im Umgang immer laut sind, vor allem bei den touristischen Zentren.




































Tempel

Hier besucht man nicht Kirchen oder Moscheen, sondern vor allem Tempel der früheren Dynastien und Kaiser, also eigentlich weltliche Denkmäler. Und diese sind in Peking und Umgebung in reichlicher Anzahl vorhanden:


Der Himmelstempel, erstellt im 15. Jh von einem Ming-Kaiser.
Es hat sehr viel chinesische Symbolik in der reichen Verzierung:




Ob das nun fortschrittlich ist?
In der Parkanlage auf dem Weg zum Tempel flimmert schon von weitem eine grosse Werbewand..










Etwas ausserhalb von Peking besuchen wir die Gräber der Ming-Dynastie, hier sind 13 von 16 Ming-Kaisern bestattet.



Auch hier wieder viel Symbolik:
Die Kaiser werden bis heute von einer Reihe von steinernen Tierfiguren bewacht, immer paarweise sitzend und stehend.


Der allergrösste Palast ist dann aber die verbotene Stadt mitten in Peking, heute ein Touristenmagnet.
Sie besteht aus einer ganzen Reihe von hintereinander gereihten Palästen, immer grösser werdend, vom Palast der himmlischen Reinheit über die Halle der mittleren Harmonie bis zur Halle der höchsten Harmonie, um nur einige aufzuzählen.




Gleich vor der verbotenen Stadt ist der Platz des Himmlischen Friedens, der Tian'anmen.
Er ist bei unserem Besuch teilweise gesperrt, und man hat uns angewiesen, dass man hier besser keine vorlauten Anzüglichkeiten über China äussern sollte (natürlich eine Selbstverständlichkeit - aber offenbar nicht für jedermann).



Verkehr

Trotz grosszügigen Strassen hat es viel Stau.
Hier ein Bild von Shanghai:


Beim Spurwechsel (nach links und rechts) gelten die Regeln der Formel 1: wer 10 cm vor dem andern ist biegt einfach ein, dem hinteren bleibt nur Bremsen und die Hupe gegen den Frust.


Alle Autofahrer gehen geschlossen einheitlich gegen allfällige Fussgänger vor - da wird niemals gebremst, nicht einmal der Fuss vom Gas genommen.
Die Chinesen halten es mit den Fussgängern so wie wir zu Hause mit den Spatzen: Wir bremsen auch nicht mehr für eine Gruppe von Spatzen auf der Fahrbahn im Wissen, dass sie es im allerletzten Moment schon irgendwie schaffen werden.
Wenn man also in Peking jemals ein Auto auf sich zufahren sieht, dann gibt es - sofern einem das Leben immer noch lieb ist - nur eines: eifach dervoseckle!!

Es ist ziemlich unterhaltsam, vom Hotelfenster in Xi'an an einem ganz gewöhnlichen Morgen auf eine ganz gewöhnliche Kreuzung hinunterzuschauen.
Es kommen immer alle heil auf der anderen Seite an!




Auch zum Verkehr gehört eine Rikscha-Fahrt in der Altstadt von Peking.



Wir können eine chinesische Familie in ihrer Wohnung besuchen, ein einfacher Altstadt-Innenhof mit Eingängen zu den einzelnen Zimmern in alle Richtungen.
Auch hier wieder Symbolik:
Hohe Schwellen zum Abhalten der bösen Geister, der Vater schläft immer im Norden, usw.



Mich interessiert natürlich das Rikscha-Velo.



Shimano Deore XL Schaltung - oder doch nicht?


... und hier steht er voll auf der Bremse!


Ich freue mich sehr auf meine nächste Mittwochs-Biketour!



Essen

Das Essen wird uns (in eher besseren Restaurants) immer auf einer runden drehbaren Glasplatte serviert, da werden wohl ein Dutzend Schüsseln mit allem möglichen aufgefahren, man dreht dann die Platte und bedient sich selber.
Die Tischsitten der Chinesen sind für unsere Verhältnisse gewöhnunsbedürftig, und sie würden bei unseren Gosskindern niemals durchgehen: Kinn in den Teller und dann wird so ziemlich reingeschaufelt, das Unverdauliche wird wieder auf die Serviette oder auf den Tisch herausgegeben.

Noch eine Episode:

Zu Beginn wird uns an einem Abend ein Fondue chinoise serviert, sehr gepflegt, jeder hat vor sich ein eigenes Rechaud am Kochen.


Die Angestellten können nicht wissen, dass wir etwa 4 Stunden früher bereits ein etwas verspätetes, reichliches Mittagessen erhalten haben:


Unser lokaler chinesischer Reiseleiter hat gerade versucht, uns in die Technik der Stäbchen einzuweihen, als Agnes aus unserer Gruppe abwehrend die Hand gehoben hat zum Zeichen, dass sie nicht mehr essen möge.
Diese abwehrende Handbewegung war zuviel für den Reiseleiter, er hat beleidigt sogleich den Raum verlassen und ist längere Zeit nicht mehr erschienen.
Ich habe mich daraufhin beim zufällig anwesenden obersten Reiseleiter Hans-Joachim erkundigt, wie man denn mitteilen soll wenn man nicht mehr essen mag (Hans Joachim beherrscht nicht nur die chinesische Sprache, sondern er kennt auch die Sitten und Bräuche à fond).
Also: Man soll mit der Hand über den Bauch kreisen und "wuuuaaaahhhh" sagen.
Das tönt etwa so, wie wenn einer im Kraftraum die Gewichte nicht mehr ganz stemmen mag.
Ich habe dann diesen Urlaut einmal ausgestossen und siehe da, alle waren zufrieden und liessen mich in Ruhe!

Auch zur Ernährung im weitesten Sinn gehört die Toilette.

Hier eine durchschnittliche öffentliche Toilette, in diesem Fall sauber, kein Papier.


Ich habe auch wesentlich unappetittlichere Lokale angetroffen, bei denen ich lieber unverrichteter Dinge weitergezogen bin.
Ich wollte es zu Beginn nicht glauben, aber das eigene Papier gehört wirklich ins Reisegepäck, wie die Zahnbürste.

Wie man da vorgeht, wenn man kein eigenes Papier dabei hat ist mir rätselhaft, und es nimmt mich eigentlich auch gar nicht wunder. Ich habe irgend einmal etwas gehört von der "linken Hand".


Die chinesische Mauer



Natürlich besuchen wir die chinesische Mauer, etwa 1 h Carfahrt ausserhalb von Peking.
Die Mauer wurde im 3. Jh. vor Chr. zuerst in Abschnitten gebaut, dann zu einem durchgehenden Abwehrwall gegen die Mongolen verbunden. Sie misst 8500 km, heute ist sie noch in Teilstücken vorhanden, gut erhalten.
Ich kann mit ein paar anderen etwa 300 Höhenmeter hochsteigen zu einem Wachturm, je weiter nach oben wir kommen desto weniger Leute hat es.



Die Treppen sind wirklich sehr steil, die Stufen unterschiedlich hoch.



Da kommt mir natürlich der Great Wall Marathon in den Sinn, der jedes Jahr im Mai stattfindet.
Ich habe vor Jahren an einem Jungfrau-Marathon erstmals davon vernommen, als eine ggäderige, kleine, nicht mehr ganz junge Dame längere Zeit vor mir hertrabte, die am Rücken mit "Finisher Great China Wall Marathon" beschriftet war. (PS: welcher Frust dann, als sie mich im steilen Anstieg nach Wengen stehen liess...   :).


Heute bei meinem Besuch auf der Mauer bin ich sicher, dass ich, wenn ich diese Reise vor 3 Jahren gebucht hätte, im folgenden Jahr ziemlich sicher an diesem Lauf teilgenommen hätte. Das wäre nach meinen insgesamt 15 Jungfrau-Marathon-Teilnahmen das Sahnehäubchen obendrauf gewesen.
Jetzt geht das leider nicht mehr - schade, aber ja nu!

Nun bleibt mir halt nur der Kauf eines Touristen T-Shirts anstelle des ungleich viel wertvolleren "Finisher-Shirts".



Xi'an

In Xi'an besuchen wir natürlich zuerst die Ausgrabungen und Rekonstruktionen der grossen Terracotta-Armee, die in einer riesigen Halle aufgereiht ist.




Hier hilft mir Wikipedia:
Es ist das Grabmal des ersten chinesischen Kaisers ca. 200 v. Chr., der mit dieser Armee von ca. 7000 Tonfiguren sein Grab bereichern liess.


Es ist ein eindrückliches Bild - und doch auch irgendwie schwer verständlich, wie man sich dermassen selber inszenieren kann.
Es sollen noch mehrere Tausend weitere Figuren und auch Pferdegespanne im Boden vorhanden sein, die noch nicht ausgegraben wurden.
Da werden die Archäologen beim Ausgraben mit der Zahnbürste noch eine ganze Weile zu tun haben.


Für mich ist dann aber das allabendliche Lichtspektakel in der Stadt Xi'an noch fast eindrücklicher.
Jeden Abend ist die Stadt von zahllosen bewegten und sich stets verändernden Lichtern erhellt.




Das Dach eines Einkaufszentrums wird stetig durch eine grosse Projektion bewegter Bilder erleuchtet.



Höhepunkt ist die allabendliche (Gratis-) Show mit einem beleuchteten Springbrunnen-Wasserspiel im Takt von Musik.




Das ganze Areal der Springbrunnen ist etwa 300x200 m gross, es sei  das grösste Wasserspiel mindestens in China, vielleicht auch weltweit.


Auch hier wieder ganz unterschiedliche Grössenverhältnisse.
Da kommen mir gleich die paar Spritzer auf unserem Bundesplatz in den Sinn, auf die wir doch so stolz sind...!




Weiter gehts mit Teil 6: Der Yangtse, Shanghai, oder Auswahl im Blogarchiv rechts unter dem Titelbild.


Link:  Teil 6: Der Yangtse, Shanghai



(zurück zu: mittwochstouren14.blogspot.com)



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